Subprime-Abschreibungen in Zahlen

Dienstag den 29.01.2008 - Abgelegt unter: News - 11 Kommentare »

Auch wenn der eine oder andere das Thema Subprime-Krise und Abschreibungen auf verbriefte Forderungen aus Hypothekenkrediten und neuerdings auch Kreditkartenforderungen nicht mehr hören kann, das ganze Ausmaß der Wertvernichtung kann man nur erfassen, wenn man einmal die wichtigsten Zahlen dazu zusammenträgt. Im Beitrag „Neue Ausmaße der US-Hypothekenkrise“ hatte ich mich bereits mit der steigenden Zahl an Zwangsversteigerungen auf dem amerikanischen Immobilienmarkt befasst.

Was man sich als Laie unter dem Begriff Subprime-Krise vorstellen muss und wie es dazu kam, erklärt der Blog-Beitrag „Subprime Krise“ von Philipp Vontobel sehr anschaulich.

In diesem Beitrag widme ich mich nun einmal den direkt oder indirekt involvierten Kreditinstituten und Investmentgesellschaften. Ganz speziell interessiert mich ein möglichst vollständiger Marktüberblick der Abschreibungen, welche diese Unternehmen aufgrund der Neubewertungen ihrer verbrieften Kredit-Portfolios vornehmen mussten.

Also habe ich mich auf Spurensuche begeben und die Meldungen der vergangenen Monate zu Abschreibungen sowie Wertberichtigungen großer Kreditinstitute und Investmenthäuser gesammelt und ausgewertet. Herausgekommen ist folgende Statistik:

Abschreibungen von Banken und Investmentgesellschaften in Millionen Euro

Nachfolgend der Vollständigkeit halber das ganze noch einmal tabellarisch und summiert:

Kreditinstitut /
Investmentgesellschaft
Abschreibung
in Mio. Euro
25.200
24.600
24.000
17.000
13.600
8.400
8.100
6.700
5.500
5.300
4.900
3.700
3.500
3.400
3.100
3.000
3.000
3.000
3.000
2.500
2.400
2.300
2.200
2.100
2.000
1.600
1.600
1.475
1.300
1.200
1.000
1.000
750
700
600
600
600
400
300
272
150
128
100
100
90
10
Gesamt 196.475

Angesichts der alleine hier zusammengetragenen Summe von fast 200 Milliarden Euro stellt sich die Frage, was da noch alles auf uns zukommt.

Auf uns, werden sich jetzt einige fragen? Ganz recht, denn wie man am Beispiel der Sachsen LB erkennen kann, darf am Ende der Steuerzahler die Zeche dafür zahlen, dass – wie es so schön im Handelsblatt-Blog unter „Die Lügen der Sachsen LB“ nachzulesen ist – nur maximal zwei bis drei Mitglieder des Verwaltungsrates der Bank überhaupt in der Lage waren, die komplizierten Finanztransaktionen zu begreifen, die ihre Bank da tätigte. Ebenso symptomatisch ist, dass die Sachsen LB zwar Milliarden für Risikokredite auszugeben wusste, aber kein Geld für Auszubildende hatte, wie der tazblog berichtet.

Interessant ist auch, dass selbst trotz der anhaltenden Berichterstattung nicht jeder versteht, wieso es derzeit Zinssenkungen hagelt. So sagt sich der Betreiber von zepernicker.de in seinem Beitrag über die „Subprime Krise“, dass er einen Anstieg der Hypothekenzinsen befürchtet habe. Wer einmal über die Zusammenhänge nachdenkt, kommt schnell dahinter, dass die US-Notenbank nichts anderes als Zinssenkungen vornehmen konnte, sitzen fast alle Subprime-Schuldner doch auf variabel verzinsten Krediten. Sinkende Leitzinsen bedeuten hier direkt eine niedrigere Ratenbelastung und damit eine gewaltige Entlastung für die Schuldner. Nur niedrigere Zinsen sorgen dafür, dass ein Immobilienkredit wieder bezahlbar wird und der Gläubiger sein Geld bekommt.

Mit den oben genannten Zahlen ist es aber noch nicht getan, denn zu der insgesamt zu erwartenden Abschreibungssumme, die Experten auf rund das Doppelte unserer Zahlen, also etwa 400 Milliarden Euro, taxieren, kommt ja noch der Vermögensverlust, den Anleger weltweit durch die massiven Kursrückgänge im Bankensektor erleiden. Hier kann man getrost noch einmal von weiteren 800 bis 1.200 Milliarden Euro ausgehen, die einfach pulverisiert werden.

Aber wie im Blog von Bankingnews unter „Abschreibung, Gewinnrückgang und Kursverlust“ so schön zusammengefasst: „…Subprimekrise erkannt, Subprimekrise gebannt. Bilanz 2007 schließen und der Welt verkünden, dass wir mit einem blauen Auge davon gekommen sind. In Deutschland ist das Schreckgespenst Bankenkrise abgewendet…“. Zum Glück glaubt mittlerweile nicht mal der Urheber dieser Worte, Josef Ackermann – seines Zeichens Vorstandschef der Deutschen Bank – an deren Inhalt und nimmt erst einmal eine gepflegte Wertberichtigung von rund drei Milliarden Euro in seine Bücher auf.

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