Die Europäische Zentralbank gibt stark gesunkenes Zinsniveau für März bekannt

Dienstag den 12.05.2009 - Abgelegt unter: Allgemein - Keine Kommentare »

Die Statistiken der MFI, die Monetary Financial Institutions, sagen viel darüber aus, wie die Lage auf den Finanzmärkten ist. Auch im Moment, angesichts der Finanzkrise, haben die Statistiken der MFI einen hohen Stellenwert. Heute gab die EZB die Zahlen vom März dieses Jahres bekannt. Darin ist abzulesen, dass die durchschnittlichen Zinssätze der Monetary Financial Institutions generell unter dem Zinsniveau des Januars 2009 lagen. Denn egal, ob man das Neugeschäft dabei betrachtet oder die Bestände von Krediten und Einlagen – bei allem ist ein Sinken der Zinsen und damit der durchschnittlichen MFI-Zinssätze zu beobachten.

Die MFI-Zinssätze im Bereich des Neugeschäfts:

Hier sank der  gewichtete Durchschnittszinssatz bei den Einlagen privater Haushalte, die eine Laufzeit von bis zu zwölf Monaten haben (Tagesgeld, Festgeld), gleich um 38 Basispunkte im März. Von 2,6 Prozent ging es im dritten Monat unseres Jahres auf 2,24 Prozent herunter, was wohl vor allem mit dem stark gesenkten Leitzins der EZB zu tun hat.

Für die Einlagen nichtfinanzieller Kapitalgesellschaften ging der Zinssatz zwar nur um 22 Basispunkte zurück. Da der Zinssatz dieser Geldanlagen zuvor nur bei 1,61 Prozent gelegen hatte, ist dies mit einem Rückgang auf 1,39 Prozent dennoch nicht weniger negativ zu bewerten.

Bei den Zahlen für die privaten Haushalte lag der gewichtete Durchschnittszinssatz für Einlagen mit einer Kündigungsfrist von bis zu drei Monaten auf 2,33 Prozent zurück. Dies bedeutet eine Verringerung um 16 Basispunkte, was noch einigermaßen im Rahmen des Erträglichen ist.

Bei den Zinsen für Kredite im Neugeschäft sind jedoch zum Teil sehr gute Zahlen bei den MFI-Statistiken für März 2009 zu finden. So ging der Zinssatz für   Wohnungsbaukredite – entweder variable verzinste oder mit einer am Beginn vorhandenen Zinsbindung von bis zu einem Jahr – an Private Haushalte um 31 Basispunkte zurück. Die Entwicklung von 3,97 Prozent auf 3,66 Prozent durchschnittlicher Zinssatz in diesem Bereich lässt doch Hoffnung aufkeimen, dass die Kreditinstitute langsam dem gesenkten Leitzinssatz der EZB folgen und nicht nur die Zinsen für Geldanlagen senken, sondern endlich auch die Zinskonditionen für Kredite.

Der durchnittliche Zinssatz für Wohnungsbaukredite an private Haushalt, die zu Beginn eine Zinsbindung von mehr als fünf Jahren und bis zehn Jahren haben, ging um 19 Basispunkte zurück, was unter dem Strich einen Durchschnittszins bei der MFI-Statistik für März dieses Jahres in Höhe von 4,61 Prozent bedeutet.

Leider zeigt diese Statistik aber auch, dass das durchschnittliche Zinsniveau für Konsumentenkredite an private Haushalte trotz der Leitzinssenkung durch die EZB immer noch hoch ist. So sank der Durchschnittszins im März nur um 14 Basispunkte auf 6,51 Prozent. Hier ist gut zu erkennen, wo die Banken unbedingt noch Handlungsbedarf haben. Vor allem geht es auch darum, den Konsum wieder anzukurbeln in vielen Bereichen der Wirtschaft, um irgendwann wirklich wieder die Kurve aus der Rezession und hin zum Aufschwung zu finden.

Die weiteren Durchschnittszinsen der MFI-Statistik im O-Ton der EZB:

„Was die Kredite an nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften mit variabler Verzinsung oder einer anfänglichen Zinsbindung von bis zu einem Jahr betrifft, so reduzierte sich der gewichtete Durchschnittszinssatz im März bei Krediten bis zu 1 Mio EUR um 29 Basispunkte auf 4,03 % und bei Krediten von mehr als 1 Mio EUR um 27 Basispunkte auf 2,83 %. Der gewichtete Durchschnittszinssatz für Kredite an nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften von mehr als 1 Mio EUR mit einer anfänglichen Zinsbindung von mehr als fünf Jahren ging um 36 Basispunkte auf 3,87 % zurück.“ (Quelle: EZB / Deutsche Bundesbank)

Was bei den Zahlen der MFI-Statistik, die von der Europäischen Zentralbank herausgegeben wird, wichtig zu beachten ist: Die Gewichtung der erhobenen Zahlen. Deshalb in Kurzform noch eine Anmerkung zur Gewichtungsmethode:

„Die Zinssätze für das Neugeschäft werden mit dem Volumen der einzelnen Verträge gewichtet. Dies erfolgt sowohl auf der Ebene der Berichtspflichtigen als auch bei der Ermittlung der nationalen Durchschnitte beziehungsweise der Aggregate für das Euro Währungsgebiet. Änderungen der durchschnittlichen Zinssätze für das Euro Währungsgebiet können also neben Änderungen der tatsächlichen Zinssätze auch eine Änderung der Ländergewichte in den einzelnen Instrumentenkategorien widerspiegeln.“ (Quelle: EZB / Deutsche Bundesbank)

Erstmalig veröffentlicht wurde die MFI-Zinsstatistik für die Euro-Zone übrigens am 10. Dezember 2003. Die Europäische Zentralbank hatte damals auch eine Erklärung dazu abgegeben, was die MFI-Zinsstatistik bedeutet. Wir halten diese Ausführungen der EZB sehr wichtig, um ein Verständnis für die heute veröffentlichten Zahlen zu erlangen.

„Die neue harmonisierte Statistik bedeutet eine wesentliche Verbesserung der Daten, die für die Analyse der monetären Entwicklung und der Wirkungen geldpolitischer Veränderungen auf die Volkswirtschaften des Eurogebiets sowie von Fragen der Finanzstabilität zur Verfügung stehen. Von den Kreditzinsen lassen sich beispielsweise Aussagen über die Finanzierungskonditionen ableiten, während der Spread zwischen Kredit- und Einlagenzinsen Informationen über die Lage im Bankensektor liefert. Zudem können die Einlagen- und Kreditvolumina, ergänzend zu der regelmäßig von der EZB veröffentlichten Statistik zur Bilanz der MFIs im Euro-Währungsgebiet, Aufschluss über die finanziellen Entwicklungen geben. Schließlich erlaubt die neue harmonisierte Statistik dem Bankensektor und der Öffentlichkeit erstmals einen sinnvollen Vergleich zwischen den Zinssätzen der MFIs im gesamten Euro-Währungsgebiet.“ (Quelle: EZB)

Gerade die normale Bevölkerung bekommt von solchen Zahlen und Veröffentlichungen nichts mit, was wir jedoch für falsch halten. Denn in Zeiten wie jetzt ist es umso wichtiger, dass jeder Einzelne einen Blick bekommt für die Finanzmärkte und ihre Situation, um in Zukunft auch als Privatperson besser gegen eine solche Krise gewappnet zu sein.

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